Jubiläum: Soester Tafel wird auch nach 25 Jahren gebraucht
In seiner Ausgabe vom 6.8.2024 berichtete der Soester Anzeiger unter dem Titel "Abbild der Gesellschaft" über die anstehenden Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Soester Tafel am 10.8.24.
Soest - Die grünen, mit Lebensmitteln gefüllten Kästen stapeln sich fast bis unter die Decke, während in der Küche das Nudelwasser aufgesetzt wird. Fast täglich bietet die Soester Tafel neben der Lebensmittelausgabe auch einen Mittagstisch in der Thomästraße an – und das seit 25 Jahren. Jetzt feiert der Verein am Sonntag, 10. August, mit einem Gottesdienst und einer Feier sein Jubiläum.
„Als wir damals angefangen haben, hätte ich nie gedacht, wie groß die Tafel mal wird“, freut sich Michael König. ‘Damals’ ist der 8. August 1999 als der inzwischen 66-Jährige die Soester Tafel gründete, die bis heute für tausende Menschen aus der Region Unterstützung anbietet. Die ersten 30 Gäste begrüßte der Verein zum Mittagstisch vor 25 Jahren noch in der „Niere“ am Bahnhof.
Umzug an die Thomästraße
Bereits nach kurzer Zeit erfolgte der Umzug an die Thomästraße und das Angebot der Tafel wuchs über die Jahre stetig: Neben dem Mittagstisch kam schließlich die Ausgabe der Lebensmitteltüten hinzu. „Wir haben damals noch mit privaten Lkw alles organisiert und Lebensmittel abgeholt“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende König. Jetzt greift die Tafel auf Kühltransporter zurück. Seit ihrer Gründung konnte die Tafel so inzwischen über 7000 Tonnen Nahrungsmittel vor dem Wegwerfen retten, circa 400 000 Mittagessen ausgegeben und fast eine halbe Millionen Lebenmitteltüten an einkommensschwache Haushalte verteilen.
Gewachsen ist allerdings auch die Zahl derjenigen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind: „Es gibt von Jahr zu Jahr einen immer größerer werdenden Überfluss an Lebensmitteln, die im Müll landen, während immer mehr Menschen in Armut leben“, weiß König.
Auch Koordinatorin Maike Oesterhaus, die bereits seit fünf Jahren bei der Soester Tafel arbeitet, kann diese Tendenz bestätigen: „Ich stelle wöchentlich neue Tafelscheine aus. Die Nachfrage nach Unterstützung wird immer größer.“ Besonders herausfordernd sei neben der Corona-Pandemie die Zeit kurz nach Beginn des Krieges gewesen. „Es sind unglaublich viele Menschen aus der Ukraine zu uns gekommen. Die Zahlen haben sich innerhalb eines Monats verdoppelt“, erzählt Oesterhaus.
Auch Rentner und ältere Menschen würden immer häufiger die Angebote des Vereins nutzen: Das Schamgefühl vieler Senioren darüber, Lebensmittel von der Tafel anzunehmen, würde zusehends fallen. „Sie merken irgendwann, dass sie sich die Scham nicht mehr leisten können“, weiß Oesterhaus. Die Tafel werde aber auch immer mehr zu einem sozialen Treffpunkt, an dem viel Austausch untereinander stattfindet.
Viele Helfer und Mitarbeiter
Möglich werden die Angebote der Tafel durch die Unterstützung der vielen freiwilligen Helfer und Mitarbeiter. „Es gibt so viele Menschen, die uns seit Jahren unterstützen. Das sind wir wirklich dankbar für“, freuen sich Oesterhaus und König.
Jubiläumsfeier
Um sich für 25 Jahre Unterstützung bei den vielen Helfern zu bedanken, veranstaltet die Soester Tafel deshalb am Samstag, 10. August, eine Jubiläumsfeier. Um 12 Uhr findet im Schiefen Turm ein ökumenischer Gottesdienst mitsamt Rückblick auf 25 Jahre Tafelarbeit statt. Im Anschluss gibt es in den Tafelräumen neben der Kirche einen kleinen Imbiss.
(Quelle: Soester Anzeiger vom 6.8.24 / Text und Foto von Katharina Heyn)